Mönchspfeffer… jede kennt ihn, oder?
Wie oft die Regelblutung und manchmal auch ein Kind, überfällig, auf sich warten lassend… das passt irgendwie zu dieser Pflanze: Mönchspfeffer. Vitex agnus castus, lateinisch für “das keusche Lamm”, denn er wurde im Mittelalter dem Kräuterbier beigemischt, um den Geschlechtstrieb der Mönche zu zügeln. Die Idee, diese Pflanze zur Dämpfung des männlichen Geschlechtstriebes einzusetzen, stammt aber nicht aus den Klosterküchen des finsteren Mittelalters, sondern war bereits im alten Rom ein Thema. Die erste erhaltene Beschreibung des im Mittelmeerraum beheimateten Halbstrauchs stammt von Dioskurides. Der griechische Arzt war unter anderem als Berater für medizinische Probleme im Heer des Kaisers Caligula zuständig und diskutierte mit den Offizieren das Problem der überschüssigen „Energie“ junger Soldaten im Heerlager angesichts des Frauenmangels. …. Von Testosteron und Hormonen wusste Dioskurides nichts, aber er empfahl, den Wein für die Soldaten mit den Beeren des Mönchspfeffers zu würzen. „Jungs, wartet, bis wir in der nächsten Stadt, sind, bleibt ruhig und verhaut Euch nicht gegenseitig.“ Es ging auch um die Vermeidung von Schlägereien im Lager.
Unterdrückt Mönchspfeffer männliche Hormone?
Ist es eine Pflanze, die männliche Hormone unterdrückt? Nein, es ist eine Heilpflanze, die die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone, vor allem des Progesterons, fördert. Frauen brauchen und haben ein wenig männliche Hormone, genauso wie Männer ein wenig weibliche Hormone im Körper haben müssen. Nicht zu viel, nicht zu wenig, wie immer eine Frage der Balance. Clever von unserem Körper, dass er alle Geschlechtshormone (und auch das Cortisol) aus Cholesterin herstellt und mit Hilfe von Enzymen ineinander umwandeln kann. Aus Testosteron kann er zum Beispiel Estriol herstellen, unser Schleimhautschutzhormon, das vor häufigen Blasen- und Vaginalinfektionen schützt.

Mönchspfeffer senkt Prolaktin, Milchbildungs- und Stresshormon
Das Testosteron unterdrücken zu wollen, wie es fast alle Antibabypillen[i] tun, ist nicht Sinn und Zweck der Keuschlammfrüchte. Der Mönchspfeffer ist vielmehr in einem anderen Bereich aktiv, er fördert die Bildung von Progesteron, dem Gelbkörperhormon, unserem Hormon der Weisheit und Selbstbesinnung, dass wir immer dann gut bilden, wenn wir entspannt sind. Für Agnus castus ist vor allem die Senkung eines erhöhten Prolaktinspiegels nachgewiesen, des Milchbildungshormons, das in der Stillzeit unter anderem dafür sorgt, dass wir nicht so schnell wieder schwanger werden. Es ist aber auch eines der Stresshormone. Bei Dauerstress steigt es an, behindert die Eireifung und die Gelbkörperbildung, denn in Stressphasen empfindet der Körper so mancher Frau die Vorstellung, jetzt auch noch ein Baby ernähren zu müssen, als Zumutung. Die einen werden in Stresssituationen sehr schnell schwanger, andere reagieren sehr schnell mit Zyklusverschiebungen, sobald der innere und äußere Druck zunimmt.
Wann macht eine Behandlung mit Mönchspfeffer Sinn?
Und damit kommen wir zu den ersten Symptomen, bei denen eine Behandlung mit Mönchspfeffer in Frage kommt: Bei unerfülltem Kinderwunsch, verlängertem und eher unregelmäßigem Zyklus und instabiler Gelbkörperphase kann Mönchspfeffer eingesetzt werden. Die nicht so prickelnde Funktion des Gelbkörpers und der relative Progesteron Mangel äußern sich oft in Brustspannen vor der Menstruation, Wassereinlagerungen und das überschüssige Wasser tropft auch gerne aus den Augen. …. Emotional entspricht die Zeit vor der Menstruation, wenn Keuschlammfrüchte als Heilpflanze passen, einer eher depressiv-weinerlichen Stimmungslage, oft mit Heißhungerattacken.
Mönchspfeffer in der Pubertät aber auch in den Wechseljahren
In Phasen der hormonellen Umstellung ist sie eine hilfreiche Pflanze: gerne in der Pubertät, wenn die Zyklen unregelmäßig, lang und schmerzhaft sind, die Blutungen manchmal heftig und vor der Regel der Weltschmerz einsetzt. Aber auch, wenn sich der Zyklus in den Wechseljahren plötzlich wieder wie in der Pubertät verhält… „Solche Unterleibskrämpfe bei der Blutung hatte ich zuletzt mit 16“. Nun, die Wechseljahre sind in gewisser Weise eine umgekehrte Pubertät, warum also nicht eine Pflanze wiederentdecken, die hilft, in einen regelmäßigen Zyklus hineinzuwachsen. Das kann auch beim Ausstieg und dem „Abgewöhnen des Zyklus“ helfen.
Müssen alle Anzeichen vorhanden sein, um Mönchspfeffer zu nehmen?
Bei Heilpflanzen reichen einzelne Symptome völlig aus. Es muss also nicht gleich der ganze Cocktail aus Brustspannen, weinerlich-depressivem PMS, verlängertem oder unregelmäßigem Zyklus und Menstruationskrämpfen während der Blutung vorne hinter dem Venusknochen (Symphyse) sein, um die Keuschlammfrucht zu verordnen… Aber die Pflanze muss zur Frau passen. Manchmal habe ich das Gefühl, wenn manche Kolleginnen und Kollegen eine Heilpflanze kennen, dann ist es Agnus castus, und die muss dann für alles herhalten, was sie nicht kann und auch nicht muss. Dabei gibt es so viele schöne Heilpflanzen! Mönchspfeffer kann den Eierstöcken ein bisschen Dampf unter dem Hintern machen und sie anregen, mehr Progesteron zu produzieren und die Prolaktin-Produktion in der Hirnanhangdrüse zu dämpfen, dazu gibt es wissenschaftliche Studien. Gerade bei Frauen, die sich mit ihrem Kinderwunsch sehr „rein stressen“ und sich damit ein wenig selbst ins Knie schießen, kann das wunderbar sein. Der Abbau des Still- und Stresshormons Prolaktin fördert dann oft auch die Libido und das Zulassen von Entspannung. Ob da der mediterrane Einfluss durchschlägt? Die Pflanze, die in Ländern so gut gedeiht, in denen die Sonne mehr scheint, die Uhren oft etwas langsamer gehen und die Idee der Siesta geboren wurde?
Mönchspfeffer, nicht immer die richtige Pflanze
Es gibt auch Frauen, die den Mönchspfeffer nicht so gut vertragen, sie werden durch den Mönchspfeffer gereizt. Im Gegensatz zu Männern ist die Libido bei Frauen unter der Einwirkung von Agnus Castus eher selten im Keller, aber wenn, dann ist das ein deutliches Zeichen, dass diese Pflanze für diese Frau nicht geeignet ist. Beim Syndrom der polyzystischen Ovarien (PCO), bei dem zwar auch der Zyklus verlängert ist, aber eine Erhöhung der männlichen Geschlechtshormone im Vordergrund steht und das Prolaktin fast immer im Normalbereich liegt, übernehmen andere Pflanzen die Führung. Auch bei der Post-Pill-Amenorrhoe, dem Ausbleiben der Regelblutung nach Einnahme der Pille, ist der Mönchspfeffer nicht das Allheilmittel oder die patente Lösung für alle Probleme. Und „Die Universalheilpflanze für PMS ist Mönchspfeffer schon gar nicht!“
Zu PMS und den Pflanzen, aber auch Hormonen, erzähle ich demnächst mehr, auch im Fachkurs. Aber zuvor hier noch einmal zusammengefasst, was die wichtigsten Symptome sind, die für Mönchspfeffer sprechen
- Agnus castus verkürzt den Zyklus bei regelmäßig verlängerter Menstruation
- senkt zu hohes Prolaktin[ii]
- PMS mit Brustspannen und weinerlich-depressive Stimmungslage
- Menstruationskrämpfe während der Blutung vorne im Bauch hinter der Symphyse

Dieses Bild entstand vor 3 Jahren im August auf meinem Balkon…
in Norddeutschland kommt es selten zur Blüte beim Mönchspfeffer
Sie sind unsicher, ob der Mönchspfeffer die richtige Pflanze für Sie ist? Oder für Ihre Patientinnen?
Vereinbaren Sie einen Online-Termin mit mir via Zoom oder wenn Sie Kollegin sind, kommen Sie gerne in den Fachkurs PMS/PMDD oder Wechseljahre
Denn bei dem Mönchspfeffer gilt nicht das Motto der vier Musketiere, eine für alle, alle für eine, das passt hier nicht!
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*Ich schreibe in der weiblichen Form, da ich selber eine Frau bin und aus Sicht einer Frau im Gesundheitssystem heraus agiere. Da ich noch keine lesefreundliche Form gefunden habe, meine ich explizit alle anderen Geschlechter ebenfalls mit dieser Ansprache.